WiYou.de - Ausgabe 01/2014 - page 6

„Na das geht nicht von heute auf morgen. Ich bin davor zehn
Jahre lang Motocross gefahren. Richtig angefangen hat das mit
den Autos dann eigentlich auf einer kleinen Indoorkartbahn in
Saalfeld. Wir sind da nur so zum Spaß gefahren, dann immer
öfter. Naja, und mit der Zeit wurde ich immer besser und woll­
te dann auch immer mehr. Mit 14 Jahren habe ich mir ein pro­
fessionelles Kartsportteam gesucht. Das hat auch geklappt und
ich bin ein paar Jahre lang professionell Kart gefahren, auch in
den Deutschen Meisterschaften. Dann wollte ich es auch in ei­
ner der größeren Serien probieren und saß vor drei Jahren für
Testfahrten das erste Mal in einem Formel­Auto.“
„Ziemlich groß. Mein letztes Kart hatte rund 30 PS, das sind
zwar immerhin schon zehnmal so viel wie die kleinen für den
Freizeitsport, aber kein Vergleich zu den Formel­Autos. Die ha­
ben in der kleinsten Klasse gut 150 PS.“
„Mein Vater stand ab den ersten gefahrenen Metern immer
hinter mir. Er ist zwar selbst nicht als Fahrer aktiv, hat aber mei­
ne Leidenschaft für den Rennsport immer geteilt und mich un­
terstützt, wo er konnte. Er ist auch mein Manager und küm­
mert sich um das ganze Drumherum. Das geht bis zum eigenen
Rennteam, das er in den letzten Jahren mit aufgebaut hat.
Meine Mutter war und ist allerdings nicht so begeistert. Schon
im Motocross hatte ich zwei schwere Unfälle, nach denen ich
mehrere Wochen im Krankenhaus lag, und letztes Jahr bin ich
Schnell, schneller – Rennauto. Mit 150 PS und über 200 Kilometern pro Stunde über den Asphalt fliegen, dieses
Gefühl kennen die meisten Rennsportfans. Von Zuhause. An der Carrerabahn oder Play­Station. Aber selbst in
einem richtigen Rennwagencockpit sitzen und „echt“ Gas geben? Der 19­jährige Thüringer Hannes Utsch kennt
auch das. Seit 2013 fährt er mit seinem JBR­Team in der ADAC Formel Masters. Für WiYou hat er mal einen kur­
zen Boxenstopp eingelegt.
im Formel­Auto mit knapp 200 Kilometern pro Stunde frontal
in einen Reifenstapel gefahren. Das gefällt ihr natürlich über­
haupt nicht.“
„Der letzte hat mich schon schwer mitgenommen. Vor allem
weil ich wusste, dass es nicht an mir gelegen hat. Das bleibt ei­
nem schon im Kopf. Ich lag fünf Tage auf der Intensivstation,
hatte einen gebrochenen Wirbel – das ist schon keine
Kleinigkeit. Aber irgendwann kommt der Moment, an dem
man dann entscheiden muss, ob man wieder ins Auto steigt
oder nicht. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man das,
was passiert ist, abhaken und sich sagen: Weiter geht’s!“
„Nein. Das war nie ein Thema. Aufgeben kommt gar nicht in
Frage!“
„Das hätte wirklich passieren können. Ich hab mit drei Jahren
mit Fußball angefangen und das war auch gar nicht so schlecht,
immerhin habe ich es bis in die Landesliga geschafft. Aber ir­
gendwann musste ich mich dann entscheiden, welchen Sport
ich ernsthaft betreiben will, weil für beides einfach nicht genug
Zeit war. Da die Leidenschaft schon damals für den Motorsport
größer war, fiel mir die Wahl nicht schwer. Aber ich spiele auch
jetzt noch gern Fußball, wenn ich dafür Zeit habe.“
„Ich musste mit meinen Eltern einen Kompromiss eingehen.
Motorsport war nur erlaubt, wenn ich die Schule nicht ver­
Mit Vollgas
in die Zukunft …
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Hey Hannes, viele kleine Jungs – und sicher auch noch
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viele der größeren – träumen davon, wie Sebastian Vettel
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und Co auf der Rennstrecke ihre Runden zu drehen.
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Du hast es geschafft, erzählst du uns, wie?
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Wie groß ist denn der Unterschied zwischen einen
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Profi­Kartauto und einem Formel­Rennwagen?
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Das ist doch aber sicher nicht ganz ungefährlich.
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Was haben denn deine Eltern zu deinen
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Motorsportambitionen gesagt?
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Wie gehst du selbst
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denn
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mit solchen Unfällen um?
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Hast du denn mal ans Aufhören gedacht?
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Mama Utsch wäre aber sicher froh gewesen. Sie hätte
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dich bestimmt lieber in einer „harmloseren“ Sportart
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gesehen, wie Fußball zum Beispiel?!
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Apropos Zeit, leidet bei einem so zeitaufwendigen
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Hobby nicht die Schule?
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