WiYou.de - Ausgabe 01/2014 - page 13

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2014
Foto: Waldkrankenhaus Eisenberg
Titel
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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
„Irgendwas im Bereich Gesundheit“
– die Vorstellung, die Kristin von ihrer
beruflichen Zukunft hatte, waren noch nicht sehr präzise, als sie auf Aus­
bildungsplatzsuche einen Berufsinfomarkt besuchte. „Operationstechnische
Assistentin kannte ich bis dahin noch gar nicht, aber es schien das Richtige zu
sein. Ich habe mich ausführlicher informiert und schließlich auch dafür bewor­
ben“, sagt sie rückblickend. Als OTA wird man speziell für die Arbeit im OP aus­
gebildet. Allerdings steht man als Azubi nicht sofort im OP. In den ersten
Monaten ist man nur in der Schule. Dort geht es vor allem um die Operations­
lehre, Anatomie, Gesundheitslehre, Hygiene und Erste Hilfe. „Man muss zwar
einiges lernen, aber mir ist es nicht schwer gefallen“, findet Kristin. „Ich selbst
hatte nur mit den vielen lateinischen Begriffen der Anatomie anfangs ein paar
Probleme, aber da fuchst man sich mit der Zeit rein.“ Der erste Praxiseinsatz
steht dann nach einem halben Jahr an. Da geht es zunächst darum, sich einen
Überblick zu verschaffen und die Abläufe kennenzulernen. Das erste Mal rich­
tig mit am Tisch bei einer laufenden OP stand Kristin im zweiten Lehrjahr. „Es
war eine Schilddrüsen­OP, das scheint zwar nicht so spektakulär, aber wenn
ein Mensch da so vor einem liegt und aufgeschnitten wird, ist das schon ein
komisches Gefühl.“ Sie habe sich aber schnell daran gewöhnt und die
Ausbildungszeit erfolgreich gemeistert.
Im Anschluss daran bekam Kristin eine Stelle im Waldkrankenhaus Eisen­
berg.
„Eine der Hauptaufgaben hier ist jetzt, die Operationen zu betreuen und
zu dokumentieren. Morgens, noch bevor ein Arzt den OP­Saal betritt, lege ich
unter anderem die Instrumente bereit. Unser Schwerpunkt hier liegt auf
Wenn Kristin „am Tisch“ steht, dann hat sie zwar auch Besteck in der Hand, aber ans Essen denkt sie dabei nicht. Im Gegenteil, was sie dort serviert bekommt,
ist eher schwere Kost, vor allem für die, die einen empfindlichen Magen haben. Kristin ist Operationstechnische Assistentin und steht als rechte Hand des
Operateurs in der ersten Reihe, wenn dieser sich mit Skalpell und Co in tiefere Schichten wagt.
OP ruft Doktor, Doktor ruft OTA
Operationstechnische Assistenten bereiten
Operationseinheiten vor und assistieren bei
Eingriffen.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: körperliche Eignung und
Belastbarkeit, psychische Stabilität, Verant­
wortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und
Sorgfalt
Chancen: Arbeit gibt es in Krankenhäusern, in
Praxen, die ambulante Operationen
durchführen, sowie in ambulanten
Operationszentren. Spezialisierungen
in einzelne Fachrichtungen sind
möglich, ebenso zum Beispiel ein
Studium im Bereich Gesundheits­
management.
Operations­
technischer
Assistent
(m/w)
Orthopädie und Unfallchirurgie, deswegen kommen zum Beispiel auch
Hammer, Meißel und Säge zum Einsatz. Das klingt merkwürdig, aber gehört
eben genauso dazu wie Implantate und Prothesen.“ Auch die bereitet Kristin
vor. „Während der Operation warte ich dann auf die Anweisungen des
Operateurs und reiche ihm das, was er benötigt.“ Mit dem Patienten selbst
kommt sie dabei kaum in Berührung. „Wenn er zu uns in den Saal gefahren
wird, liegt er meist schon in Narkose, und bevor er wieder richtig wach wird,
ist er schon im Aufwachraum.“ In der Regel sind es für Kristin und ihre Kollegen
vier OPs pro Schicht. „Wie lang jede einzelne dauert, hängt natürlich vom je­
weiligen Fall ab. Das Einsetzen einer Hüftprothese zum Beispiel dauert unge­
fähr eineinhalb Stunden, bei Komplikationen auch länger. Das ist auch körper­
lich anstrengend, schließlich kann ich mich nicht mittendrin einfach mal
hinsetzen. Und man muss auch immer bei der Sache sein und konzentriert ar­
beiten, auch mal in der Nacht. Aber das ist zum Glück nicht so oft. Wir arbei­
ten hier eigentlich nur in Früh­ und Spätschichten.“ Statt einer regulären
Nachtschicht hat Kristin regelmäßig Rufbereitschaft. Das heißt, sie darf zwar
nach Hause gehen, muss aber im Notfall innerhalb von 30 Minuten wieder ar­
beitsbereit im Krankenhaus sein. „Das stört mich aber alles nicht. Natürlich
kann es auch mal stressig werden, speziell wenn man viel hin und her laufen
muss, oder ein Notfall zu versorgen ist. Da ist es dann wichtig, gut zusammen­
zuarbeiten. Ich bin hier gut in das Team hineingewachsen und fühle mich so
wohl, dass ich das auf jeden Fall noch eine Weile machen möchte. Ob ich spä­
ter noch eine Weiterbildung mache oder studiere, weiß ich noch nicht,
Möglichkeiten gibt es einige.“ (mü)
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