WiYou.de - Ausgabe 01/2014 - page 10

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2014
Foto: Universitätsklinikum Jena
Titel
10
„Ich habe für mich als Mediendesignerin keine Perspektive mehr gesehen und
ich wollte etwas, was mir für die Zukunft mehr Sicherheit bietet“, begründet
Ute den Schritt zurück in die Ausbildung. „Die Arbeit in der Gesundheits­ und
Krankenpflege hatte mich auch schon früher interessiert und schien mir jetzt
eine gute Alternative.“ Ute hatte nach der Schule schon einmal ein Praktikum
in diesem Bereich absolviert und wusste also schon ein bisschen, was auf sie
zukommen würde. Die Arbeit als Gesundheits­ und Krankenpflegehelfer be­
inhaltet die Grundpflege der Patienten. Das heißt, Ute wäscht die Patienten,
hilft ihnen beim Anziehen, reicht ihnen das Essen und unterstützt die
Pflegefachkräfte. „Ich darf auch den Blutzuckerspiegel messen, Medikamente
verabreichen, die schon rausgesucht worden sind und subkutane Spritzen ge­
ben, wie zur Thromboseprophylaxe oder Insulinspritzen.“ Außerdem über­
nimmt sie anfallende Aufgaben auf der Station. Wie Betten machen,
Schmutzwäsche einsammeln oder in der Küche helfen. „Man ist eben immer
dort, wo gerade Hilfe gebraucht wird.“ Man müsse für die Arbeit auf Station
zwar schon körperlich fit und gut zu Fuß sein; dank moderner Technik, mit der
man zum Beispiel die Betten auf eine bequeme Arbeitshöhe hochfahren kön­
ne, sei es heute aber nicht mehr so anstrengend wie noch vor 20 Jahren.„Ich
habe mir gleich zu Beginn gute Schuhe gekauft und noch nie Rücken­
schmerzen gehabt.“ Am liebsten arbeitet Ute mit den Patienten. „Als Azubi
hat man da auch noch ein bisschen mehr Zeit und kann mehr auf ihre
Bedürfnisse eingehen, ihnen einfach mal zuhören und manchmal allein damit
schon helfen. Dadurch bekommt man selbst auch unheimlich viel zurück.“
Natürlich gibt es in einem Krankenhaus aber nicht nur gutgelaunte Patienten.
„Man muss gern mit Menschen arbeiten, muss auf sie eingehen können, darf
aber auch nicht alles an sich heran lassen“, weiß Ute. Wichtig sei, bei der
Arbeit auch in stressigen Momenten konzentriert zu sein und nach der Arbeit
abzuschalten. Für sie klappt das bis jetzt richtig gut, allerdings hatte sie auch
noch keine wirklich schlimme Situation, wie einen Sterbefall in ihrer Schicht.
„Angst davor habe ich aber nicht, in der Regel hat man auch auf Station immer
jemanden, der einem zur Seite steht und mit demman reden kann. Außerdem
gibt es auch in der Berufsschule Seminare dazu.“ Hauptsächlich geht es in der
Theorie um Anatomie, Physiologie und Krankheitsbilder. Die Ausbildung zum
Gesundheits­ und Krankenpflegehelfer dauert nur ein Jahr. Da ist das schon
ein recht sportliches Programm. Zwar geht man dabei nicht ganz so in die
Tiefe, wie zum Beispiel in der dreijährigen Ausbildung zum Gesundheits­ und
Krankenpfleger, und hat eher einen makroskopischen Überblick, aber es ist
eben auch nicht viel Zeit. Man schreibt von Anfang an Leistungskontrollen und
hat bis zu den Prüfungen kaum Zeit, Versäumtes nachzuholen.“ Den prakti­
schen Teil ihrer Ausbildung absolviert Ute auf verschiedenen Stationen und in
ambulanten Einrichtungen. „Ich war zu Beginn vier Monate in der Kardiologie,
dann einen Monat in der Geriatrie und bin jetzt im ambulanten Dienst.“ Zum
Abschluss wartet noch die Chirurgie der gynäkologischen Station. „Jeder
Bereich hat dabei seine Besonderheiten. Bis jetzt gab es noch nichts, was ich
langweilig fand oder was mir keinen Spaß gemacht hat.“ Deshalb steht für Ute
jetzt schon fest, dass sie ab September in die Ausbildung zum Gesundheits­
und Krankenpfleger wechseln wird. „Ich hoffe, dort gleich in das zweite Lehr­
jahr einsteigen zu können.“ (mü)
Einen sicheren Job aufgeben und in einer völlig anderen Branche noch einmal den Neustart wagen? Ute hat sich das getraut. Sie wechselte von der festange­
stellten Mediendesignerin zur angehenden Gesundheits­ und Krankenpflegehelferin und tauschte damit den Schreibtischstuhl gegen ein paar „gute Schuhe“,
in denen sie jetzt täglich im Universitätsklinikum Jena unterwegs ist.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Station statt Schreibtisch
Gesundheits­ und Krankenpflegehelfer unter­
stützen Pflegefachkräfte bei der Versorgung
und Pflege von Patienten.
Dauer: je nach Bundesland 1 bis 2 Jahre
Voraussetzungen: Einfühlungsvermögen,
Aufgeschlossenheit, Teamfähigkeit, Verant­
wortungsbewusstsein, körperliche Fitness,
Kommunikationsfähigkeit, psychische
Belastbarkeit und Freude am Umgang mit
Menschen
Chancen: Nach erfolgreichem
Abschluss kann die Aus­
bildung zum Gesundheits­
und Krankenpfleger, zum
Teil verkürzt, angeschlossen
werden.
Gesundheits­
und Kranken­
pflegehelfer
(m/w)
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...32
Powered by FlippingBook